Wissenswertes rund um´s Kaninchen

1. Thema : Zähne

2. Thema: RHD v2

3. Thema: Kokzidien

Zahnfehler bei Kaninchen

 

1. Thema: Zähne

Autor: Robert Brungert

 

Zahnabrieb beim Kaninchen

 

 

 

Warum Wiese besser als Heu oder trocken Brot ist

Die meisten Kaninchenhalter wissen, dass Kaninchenzähne ein Leben lang nach wachsen. Kaninchen nutzen ihre Zähne beim Fressen ab. Das passiert im Idealfall alles von alleine, ohne, dass der Halter sich um etwas kümmern muss. Dieser Idealfall tritt jedoch nur bei einer ausgewogenen Ernährung ein, bei der Kaninchen von der richtigen Nahrung genügende Mengen vertilgen. Die richtige Nahrung ist hierbei das, was auch ein Wildkaninchen findet: Frische Gräser, frische Kräuter, Gemüse, Obst, Beeren, Zweige, Blätter und auch ein paar Samen. Der Großteil besteht allerdings aus frischem Grünzeug aller Art.

 

Frisches Grün ist weicher, nutzen die Zähne nicht mit Heu und trocken Brot besser ab? Müssen Kaninchen nicht an Holz nagen, damit die Zähne abgerieben werden? Nein, die Zähne nutzen sich weniger am Futter, als an dem Reiben der Zähne aufeinander ab. Diese Abnutzung findet dann statt, wenn die Zähne sehr intensiv genutzt werden.

 

Kaninchen haben zuerst 16, später 26 Zähne. Die Zähne wachsen ein Leben lang, auch die Backenzähne müssen abgerieben werden. Bei diesem Reiben nutzen zugleich auch die Schneidezähne etwas ab. Heu ist nicht optimal, da es zu trocken und hart ist, soll als Ergänzung und Lückenfüller dennoch immer bereit stehen. Bei frischen Gräsern und Kräutern ist das Fressen angenehmer, womit die Reibebewegung zugleich schneller abläuft. Auch das erhöht den Abrieb. Zugleich erhalten die Kaninchen viele wertvolle Vitamine und Nährwerte, die bei einem Trocknen verloren gehen. Wer seine Kaninchenernährung an dem anpasst, was Wildkaninchen finden, der ernährt Kaninchen sehr gesund und hat bei den Tieren viel weniger Zahnprobleme.

 

Kraftfutter

 

Geeignetes Kraftfutter soll nur in sehr kleinen Mengen oder nur bei einem Mehrbedarf wie Wachstum, Trächtigkeit, Säugezeit, Fellwechsel oder bei einem geschwächten Tier gegeben werden. Bei Zwergkaninchen soll ansonsten maximal ein Teelöffel Kraftfutter pro Tag gegeben werden, nicht jedes „Kaninchenfutter“ ist für Kaninchen geeignet. Es sollen keinen Mais, Weizen, Hafer oder Roggen enthalten sein. Diese Getreide sind reich an Stärke, arm an Zellulose. Für die Kaninchenverdauung ist es umgekehrt besser. Die Zellulose darf jedoch nicht zu kurzfaserig sein, wie es bei gemahlenem und gepresstem Pelletfutter sein kann. Weiterhin ist Kraftfutter als Briketts, Pellets oder auch als Körner für den nötigen Zahnabrieb zu ineffizient, wenn es als Hauptfutter gegeben wird.

 

 

 

Das Kaninchengebiss

 

Im Oberkiefer gibt es zwei vorgelagerte große Schneidezähne mit einer Längsrille und zwei dahinterliegende Stiftzähne. Im Unterkiefer wachsen zwei Schneidezähne. Die größeren Schneidezähne haben nach außen eine dickere Schmelzschicht als zur Mundhöhle. Damit schleifen sie schräg ab und entwickeln eine Schneide, die scharf bleibt. Die oberen Schneidezähne sind eher als Gegenstück zu betrachten, das Schneiden übernehmen die unteren Schneidezähne.

 

Hinter den Schneidezähnen kommt eine Lücke, dahinter die Backenzähne. Aufgrund der Gelenke und Muskulatur kann das Kaninchengebiss mit den Schneidezähnen fest beißen und schneiden, es kann mit den Backenzähnen mahlen. Die Zunge rückt die bereits abgetrennte Nahrung zu den Backenzähnen.

 

Je nach Futteraufnahme, Fehlstellung oder Zahnkrankheit findet der Abrieb statt. Wenn das Futter nicht ausgewogen ist, dann können die Schneidezähne so lange wachsen, bis das Kaninchen nicht mehr fressen kann. Man merkt es z.B. daran, dass die Tiere größere Nahrung wie Karotten nicht mehr vertilgen, da sie diese einfach nicht zwischen die Schneidezähne kriegen. Als nächsten Schritt würde das Kaninchen mit dem Fressen komplett aufhören, da die Schneidezähne so lang werden, dass eine Nahrungsaufnahme komplett unterbunden wird. Wer es wissenschaftlicher wünscht, der kann hier nachlesen.

 

Wenn der Halter einzelne Tiere nicht mehr beim intensivem Fressen von besonders leckerem oder auch dickem Futter sieht und sich noch unsicher ist, kann er sie wöchentlich wiegen. Wenn Zwerge nach drei Wochen mehr als 50 und andere Kaninchen mehr als 100 Gramm abgenommen haben, sollte in jedem Fall der Tierarzt befragt werden. Fressen die Tiere gar nicht mehr, dann geht es ohne dreiwöchiges Wiegen direkt zum Tierarzt.

 

Können die Kaninchen nicht mehr alles fressen, dann haben sie schnell Verdauungsprobleme. Wenn die Kaninchen am Po schon verschmutzt sind und der Kot anders ist, kann auch das auf mangelnden Zahnabrieb deuten.

 

Zähne kürzen

 

Man darf nicht einfach die Zähne abkneifen, da diese dabei schweren Schaden nehmen können. Leider muss der Kaninchenhalter zum Tierarzt und die Zähne abschleifen lassen.

 

Neben den Schneidezähnen kann bei unausgewogener Fütterung oder Zahnkrankheiten auch der Zahnabrieb der Backenzähne anders sein. Das Kaninchen schont einige Zähne oder nutzt einige Zähne nicht auf ganzer Fläche ab. Es können Ecken stehen bleiben, die immer größer werden und im Mundraum zu Verletzungen führen. Auch das kann dem Tier großen Schaden zufügen. Weiterhin können die Zähne auf andere Weise erkranken und beim Fressen Probleme bereiten. Wenn das Abschleifen bei optimierter Fütterung nicht lange hilft, dann müsste der Tierarzt die Zahnprobleme ergründen, um sie beheben zu können.

 

 

Woher das ganze Frischfutter nehmen?

 

Wer nur einen kleinen Garten oder gar keinen hat und in der Stadt wohnt, der fragt sich: Woher nehme ich frische Wiese, frische Kräuter und anderes Frischfutter? Alle Kaninchenhalter fragen sich, woher sie dieses im Winter nehmen. Es ist wichtig, dass man irgendwo Zugang zu einer unbelasteten Wiese hat, die möglichst wild wächst, um hier regelmäßig frisches Grün zu holen. Wenn dieses nicht zu dick geschichtet wird, kann es in einer Tüte im Kühlschrank für wenige Tage gelagert werden. Wer seine Wiese im Herbst nicht mäht, der kann auch im Winter mal etwas frisches Grün rein holen. Das Wildkaninchen gräbt sogar den Schnee weg, um an die Halme zu kommen. Weiterhin können Reste vom Küchengemüse für Kaninchen sehr schmackhaft sein. Es darf jedoch nicht alles gegeben werden. Weiter Infos zur Kaninchenfütterung finden sich hier.

 

Es ist wie bei der Hundehaltung, dass man es sich nicht so einfach machen kann: Kaninchen brauchen auch im Winter wenigstens etwas Frischfutter, der Halter muss sich also in Bewegung setzen. Er muss immer darauf achten, dass dieses Frischfutter nicht verdorben ist und soll deswegen alle paar Tage wieder los.

 

 

 

Der Vorteil für die Verdauung

 

Die Kaninchenverdauung reagiert sehr empfindlich auf falsches Futter oder eine plötzliche Futterumstellung. Man kann nicht diese Woche nur Heu, nächste Woche nur Pellets und dann nur Wiese geben. Futterumstellungen von einer auf eine andere Fütterungsart dürfen nur langsam vorgenommen werden. Für die bessere Verdauung sind wie für den Zahnabrieb viel frische Wiese, frische Kräuter und anderes Frischfutter als Beifutter perfekt. Es darf deswegen aber nicht alles verfüttert werden. Bei Frischfutter selektieren die Tiere meist von alleine, was liegen bleibt wird eben aus der Futterliste gestrichen. Dennoch sollte man sich die ein oder andere Futterliste im Web anschauen, um zu wissen, was in keinem Fall gegeben werden darf. Avocados sind in jedem Fall giftig sowie Zitrusfrüchte, Zwiebeln oder Kartoffeln sich für Kaninchen nicht eignen.

 

Es ist jedoch nicht so schwierig, wenn man sich einmal in das Thema einarbeitet. Soviel dürfen die eigenen Kaninchen vom Halter immerhin noch erwarten.

 


RHD 2 bei Kaninchen

 

 

2. Thema: RHD V2

Autor: Robert Brungert

 

RHDV2 – Kaninchen stirbt in 24 bis 72 Stunden Ohne Impfschutz bis 100% tödlicher Verlauf
Die Chinaseuche Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD) wurde erstmals 1984 in China beschrieben und erreichte vermutlich mit dem Export von Kaninchenbestandteilen bis 1986 Westeuropa. Inzwischen wird die RHD in vielen Ländern festgestellt, die derzeit die tödlichste Kaninchenseuche darstellt. Diese Chinaseuche wird derzeit in drei Subtypen unterteilt. Nach RHDV1 und RHDVa folgte die sehr aggressive Variante RHDV2. Es ist eine Viruserkrankung, die unheilbar verläuft, die regelmäßig Mutationen hervorbringt. Zu jedem dieser Subtypen gibt es weitere Unterformen.
Nicht geimpfte Kaninchen sterben nicht automatisch an der Chinaseuche. Es gibt selbst bei RHDV2 Exemplare, die eine Erkrankung überleben. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass diese Tiere Virenausscheider sind und damit ungeimpfte Kaninchen anstecken. Selbst diese überlebenden Kaninchen sind nicht immun und sollen fortlaufend geimpft werden. Weiterhin können auch geimpfte Tiere erkranken. Meist verläuft die Chinaseuche dann sehr mild und ist nach wenigen Tagen Fressunlust ausgestanden.
Es geht nicht allein darum, seine Kaninchen zu lieben. Es geht ganz allgemein um die Impfdichte, wenn generell jedes Kaninchen aller Bestände geimpft werden soll. Die sogenannten Impflücken einzelner Halter können ansonsten schnell zu Brandherden werden, womit die RHDV2 zur flächendeckenden Bedrohung wird. Denn immerhin lassen sich Wildkaninchen nicht impfen, womit diese den Erreger innerhalb kürzester Zeit über ganze Landstriche verteilen können.
Diese Wildkaninchen sind für den Kaninchenhalter eine ernste Gefahr. Die Viren überleben bei Zimmertemperatur 3,5 Monate, bei 4° Celsius 7,5 Monate. Wer als Halter frische Futterwiese erntet, der hat mit Pech die Viren von Wildkaninchen im Grün und infiziert seine eigenen Kaninchen. Es würde auch reichen, bei einem Sparziergang durch etwas Kaninchenkot zu laufen und die Schuhe anschließend mit in die Wohnung zu nehmen. Weiterhin sind Insektenstiche typische Übertragungswege. Deswegen sollen selbst isolierte Wohnungskaninchen alle halbe Jahre gegen RHDV2 geimpft werden, da der Impfschutz verblasst. Die Erstimpfung muss sogar schon nach drei Wochen erneuert werden.
Wissenswert zur RHDV2
Die Chinaseuche infiziert Kaninchen ab dem ersten Lebenstag, die den Erreger damit vermehren. Die Erkrankung kann dennoch erst nach dem ersten Lebensmonat ausbrechen. Deswegen wird Züchtern angeraten, vor der Saison die Zuchttiere zu impfen, damit die geborenen Kaninchen bereits einen Impfschutz haben. Zudem soll so schnell wie möglich geimpft werden, hier wären die Herstellerangaben zu beachten.
Die RHDV2 verläuft so schnell sowie man es den Tieren in den ersten Stunden nicht offensichtlich anmerkt, dass viele Halter vor ihren toten Kaninchen stehen und sich fragen, was denn die Todesursache sein könnte. Wer Glück hat, der kann mit einer gründlichen Reinigung und
Desinfizierung der Stallungen und das sofortige Entfernen verstorbener oder erkrankter Kaninchen die anderen Tiere vor einer Ansteckung bewahren. Bei einem Totalausfall soll man die Stallung zur Sicherheit nach dem Reinigen und Desinfizieren 8 Monate nicht neu belegen, damit wirklich alle Viren tot sind.
Übertragungswege
Besonders häufig kommt es zu Infektionen, wenn mit milderen Temperaturen saugende Fluginsekten aktiv werden und die Viren verbreiten. Weitere Übertragungswege sind Kot, Harn, Speichel, Nasen- und Augensekret oder der Deckakt. Indirekt wird die Chinaseuche über Hunde und Menschen nach Sparziergängen und deren Kleider und Schuhe übertragen. Grünfutter, gebrauchte Stallungen, Einrichtungsgegenstände sowie Arbeitsgeräte und selbst Staub können die RHDV2 übertragen. Auch Läuse und Milben, die zwar nicht fliegen aber dennoch Blut saugen, übertragen die Chinaseuche. Deswegen sollen Schadnager als Überträger bekämpft werden, auch Lebendfallen funktionieren.
Meist infizieren sich Kaninchen über den Mundraum oder die Atemwege, wenn sie infizierten Tieren oder Virenträgern zu nahe kommen.
Verlauf der Chinaseuche
Das Virus der Chinaseuche verhindert eine Blutgerinnung, die zu inneren Blutungen führt. Die Organe laufen sprichwörtlich mit Blut voll sowie die Leber schweren Schaden nimmt. Der Tierarzt würde von einer „nekrotisierenden Hepatitis sowie der generalisierten Gerinnungsstörung vom Blut“ sprechen, um die Auswirkungen der Chinaseuche auf die Kaninchen zu erklären. Die Tiere leiden zudem an hohem Fieber, ein kleiner Teil der Tiere bluten aus Nase und After.
Im Normalfall erkennt der Halter die RHDV2 an Unruhe, Teilnahmslosigkeit und Appetitverlust sowie Atembeschwerden, Fieber, dann Unterkühlung und auch Gelbsucht. Diese Verhaltensweisen erkennt man aber nicht automatisch bei einem so rasend schnellen Verlauf der Erkrankung, womit häufig weitere Tiere schon infiziert sind. Typisch ist im Endstadium, dass die Tiere den Kopf zum Rücken zurück ziehen und überstrecken. Zum Schluss schreien die Kaninchen häufig und sterben dann an Herz-Kreislauf-Versagen.
Vorsichtsmaßnahmen gegen die RHDV2
Infizierte Tiere können nur noch aus dem Bestand entfernt und beobachtet werden, eine Behandlung ist nicht möglich. Allein ein abschirmen vor Infektionsmöglichkeiten sowie regelmäßiges Impfen schützt die Tiere vor der RHDV2. Deswegen soll es nie so weit kommen, dass eines der Kaninchen aus dem Bestand sich mit der Chinaseuche infiziert. Die Vorsichtsmaßnahmen können unterteilt werden in regelmäßiges Impfen und die Abschottung zu Infektionssituationen.
Wer seine Kaninchen ausschließlich im Haus hält, der würde die Fenster mit Insektenschutzgitter verkleiden. Weiterhin kann es helfen, wenn man die Schuhe vor der Wohnungstür generell auszieht und Hausschuhe anzieht. Wer Futterwiese oder anderes Futter von draußen rein holt, der wählt möglichst Stellen für die Ernte, wo keine Wildkaninchen gesichtet werden. Wer eine eigene Futterwiese und einen Gemüsegarten anlegt, der könnte einen kaninchensicheren Zaun drum herum bauen. Wildkaninchen gibt es immerhin überall.
In der Außenhaltung ist es schwieriger, die Kaninchen gegen typische Übertragungswege für die RHDV2 zu schützen. Aber auch hier kann versucht werden, das Aufkommen saugender Schädlinge oder auch von Schadnagern gering zu halten. Zudem kann der Bereich rund um die Kaninchen mit einem kaninchensicheren Zaun geschützt werden. Die Möglichkeiten zur lückenlosen Abschirmung der Kaninchen sind in der Außenhaltung jedoch deutlich geringer.
Ob Innen- oder Außenhaltung: Wer Kaninchenställe, Zubehör und Futtermittel von anderen Haltern gebraucht übernimmt, der geht ein hohes Risiko ein. Futtermittel soll neu im Handel erworben oder an geschützten Stellen gesammelt werden. Alte Stallungen und Zubehör zur Kaninchenhaltung sollen gründlich desinfiziert und möglichst über Monate zwischen gelagert werden. Genauso soll jeder Halter einen räumlich möglichst weit getrennten Quarantänestall haben. Auffällige Kaninchen oder Neuzugänge sollen hier für 28 Tage beobachtet werden.
Der Halter soll möglichst alle Kontaktwege zu anderen Kaninchen oder indirekte Kontaktwege umgehen. Das würde bedeuten, dass man bei dem Besuchen fremder Kaninchenställe wenigstens einen Kittel und andere Schuhe über zieht. Auch das Ausstellen von Kaninchen birgt eine große Gefahr, womit die Ausstellungstiere erst in Quarantäne und dann zurück in den Kaninchenstall sollen. Im Quarantänestall ist zwingend darauf zu achten, dass nicht im regen Wechsel verschiedener Kaninchen die frischen die älteren infizieren, es wären dann mehrere räumlich getrennte Quarantäneställe zu empfehlen.
Wer einen Infekt mit der Chinaseuche vermutet, der kann die Möglichkeiten beim Tierarzt erfragen. Der Rabbit Haemorrhagic Disease Virus kann durch die OIE Standardmethode oder der ELISA Methodik nachgewiesen werden. Auch der Hämagglutinationstest oder die Elektronenmikroskopie eignen sich. Für das Unterscheiden vom RHDV1 oder RHDV2 Virus braucht es eine Laboruntersuchung der Leber oder einen Bluttest.
Impfstoffe
Der Impfstoff IDT Biologika kann sogar trächtigen Kaninchen gegeben werden. Dieser Monoimpfstoff erhielt in Deutschland im Februar 2017 seine Zulassung gegen RHDV2. Nach zweimaliger Impfung beträgt der Impfschutz 92%, nach sechs Monaten noch 83%.
Es gibt weitere Impfstoffe gegen die Chinaseuche, die jedoch nicht gegen jeden Virustyp gleich gut wirken. Alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe für Kaninchen finden sich hier. Weil die Rabbit Haemorrhagic Disease ein ähnliches Impfschema wie Myxomatose hat, gibt es sogar Kombipräparate. Wichtiger wäre, dass der Impfstoff gegen alle Varianten der Chinaseuche wirkt. Ein genauer Impfplan für den gesamten Bestand soll immer mit dem Tierarzt abgestimmt werden, Impflücken sind zu vermeiden.
Neben viralen Erkrankungen gibt es weitere Kaninchenkrankheiten oder auch Parasiten. Im Gegensatz zur Chinaseuche sind viele Kaninchenleiden heilbar oder es kann mit guten Haltungsbedingungen eine Erkrankung verhindert werden. Teils können einfache Hausmittel den Kaninchen bereits signifikant helfen. Hier finden sich Anregungen und Tipps für die richtige Anwendung.


Kaninchen und Kokzidien

3. Thema: Kokzidien

Autor: Robert Brungert

 

Kokzidiose bei Kaninchen erkennen und behandeln Im Verdachtsfall direkt zum Tierarzt Es wird vermutet, dass sehr viele Kaninchen und vor allem viele Wildkaninchen mit Kokzidien befallen sind, die beim gesunden erwachsenen Kaninchen in guten Haltungsbedingungen unproblematisch bleiben. Sind es junge, geschwächte, gestresste oder alte Kaninchen, dann kann diese parasitäre Infektion innerhalb von Tagen tödlich verlaufen. Die ausbrechende Erkrankung wird Kokzidiose genannt. Kokzidien sind parasitäre Einzeller, die im Wirt Wirtszellen für die Vermehrung brauchen, womit im Kot Erreger enthalten sind, die wiederum andere Kaninchen und andere Tiere infizieren können.
Einige Arten von Kokzidien, die der Gattung Eimeria angehören, befallen Kaninchen. Eimeria stiedae sind Kokzidien, die durch die Verdauung in das Blut über gehen und dann die Leber, oder das Epithel des Gallengangs befallen. Es wird von Leberkokzidiose oder Gallengangskokzidiose gesprochen. Vor allem ältere oder geschwächte und gestresste erwachsene Kaninchen erkranken an Eimeria stiedae. Im besten Fall fressen die betroffenen Kaninchen einige Tage weniger und sind etwas kränklich. Im schlechtesten Fall entzündet sich die Leber und nimmt Schaden, die Kaninchen können nicht mehr fressen und sterben innerhalb von Tagen. Diese Form der Kokzidiose wird häufig nicht oder nicht rechtzeitig erkannt oder zuerst als vorübergehende Verstimmung mit geringem Appetit gewertet.
Junge Kaninchen erkranken eher an Kokzidien, die den Darm befallen. Hier gibt es mehrere Arten, die sich teils als ähnlich gefährlich wie die Eimeria stiedae erweisen. Junge Kaninchen werden über die Mutter infiziert oder stecken sich bei ersten Streifgängen bei anderen Kaninchen oder deren Kot an. Das Immunsystem ist noch schwach, die Kokzidiose bricht aus. Die jungen Kaninchen haben Durchfall, unförmigen weichen Kot und verlieren sehr schnell viel Wasser. Bei einem schweren Verlauf sterben diese Kaninchen innerhalb von Tagen an Austrocknung, da sie den Verlust von Wasser nicht ausgleichen können. Diese Form der Darmkokzidiose kann mit geübtem Auge einfacher erkannt und gedeutet werden. Häufig treten mehrere Kokzidien beim Aufkommen einer Darmkokzidiose gemeinsam in Erscheinung, womit man den Verlauf vorab weniger gut abschätzen kann. Viele unerfahrene Kaninchenhalter sind nicht rechtzeitig beim Tierarzt, um eine nötige Behandlung einzuleiten.
Kokzidiose feststellen und behandeln Symptome für eine Darmkokzidiose treten häufig erst auf, wenn es spät ist. Die Kaninchen können an Verstopfung, Aufgasung, Bauchfellwassersucht und Gelbsucht leiden. Die Leber funktioniert nur noch eingeschränkt, womit sie weniger und dann keine Nahrung mehr aufnehmen und matt sowie krank wirken.
Bei der Darmkokzidiose bemerken viele zuerst den Durchfall oder matschigen und unförmigen Kot. Der Durchfall kann wässerig sowie blutig sein, dann ist der Flüssigkeitsverlust besonders hoch. Es kann auch zu Aufgasungen kommen. Erkrankte Kaninchen fressen wegen dieser Probleme zuerst weniger und dann gar nicht mehr, es werden im fortgeschrittenen Verlauf teils Ausfluss aus Nase und Maul beobachtet.
Wer seine Kaninchen in akut schlechtem Zustand vorfindet, der hat nicht einen Tag zu verlieren, um mit dem Tierarzt Gegenmaßnahmen einzuleiten. Bei der Leberkokzidiose werden gegen die Kokzidien Medikamente und gegen die Entzündungen ein Breitbandantibiotikum gegeben. Bei Darmkokzidiose werden ebenfalls Medikamente gegen die parasitären Einzeller verabreicht. Zugleich wird das Kaninchen stabilisiert. Wenn es bereits im fortgeschrittenem Zustand zum Tierarzt kommt, können selbst Infusionen mit einer physiologischen Kochsalzlösung notwendig sein. Mit Glück reicht es, den Tieren Wasser und Stärkungsmittel in das Maul zu geben.
Je früher der Kaninchenhalter mit seinen Kaninchen den Tierarzt erreicht, um so höher sind die Chancen auf Genesung, um so geringer ist der nötige Aufwand.
Kotproben Wenn die Kaninchen eigentlich noch vital aussehen und der Tierarzt die Tiere auf Kokzidien prüfen soll, dann wird er Kotproben untersuchen. Nicht mit jedem Koten sind die parasitären Einzeller feststellbar, womit der Kaninchenhalter mehrere Kotproben verschiedener Stellen über drei Tage einsammelt. Dieses Verfahren eignet sich eher, wenn der Verdacht besteht, dass die Kaninchen infiziert sind, die Erkrankung jedoch nicht ausbricht. Wer bereits ein erkranktes Kaninchen hat, der hat vermutlich nur infizierte Kaninchen.
Möchte der Züchter keine Jungtierverluste riskieren, dann würde er bereits vor der Saison die Kotproben auswerten und gegebenenfalls den ganzen Bestand behandeln. Wer neue Kaninchen anschafft, der quartiert diese erst in die Quarantänestation und lässt das Kaninchen samt dessen Kot beim Tierarzt untersuchen. Gerade bei größeren Kaninchenbeständen oder dann, wenn junge oder geschwächte und gestresste sowie ältere Kaninchen im Bestand leben, wäre diese Vorgehensweise mit Neuzugängen dringend zu empfehlen.
Hygiene während der Behandlung gegen Kokzidiose Vor allem bei zu dichter sowie unhygienischer Haltung sowie Haltungsfehlern kommt es zur Kokzidiose. Die möglicherweise schon lange befallenen Kaninchen sind gegen die Kokzidien schlichtweg empfindlicher. Leider kann es auch unter perfekten Haltungsbedingungen zum Ausbruch der Kokzidiose kommen. Dann reicht es nicht, nur zum Tierarzt zu gehen. Bei gesunden Tieren kann eine angepasste Fütterung mit Vitaminpräparaten eventuell den Befall mit Kokzidien beheben – wenn für diesen Zeitraum besonders auf Hygiene geachtet wird.
Die Kokzidien sterben erst bei Temperaturen über 80° Celsius ab. Einige Desinfektionsmittel können ebenfalls helfen, die Keime zu töten. Während der Behandlung der Tiere ist nicht allein täglich oder alle zwei Tage zu misten. Die Kaninchenklos oder andere eventuell kontaminierte Dinge sollen mit kochendem Wasser gereinigt werden. Alternativ kann eine Dampfente oder ein Dampfstrahler verwendet werden, der destilliertes Wasser verdampft und sich einfacher und sicherer verwenden lässt.
Das Heu oder anderes Futtermittel soll nicht dort rum liegen, wo die Kaninchen koten. Für das Heu soll eine Heuraufe verwendet werden, Frischfutter soll in kleinen Portionen häufiger gegeben werden und ist generell sehr wichtig, hier einige Empfehlungen zur Fütterung.
Wer Frischfutter von einer Wiese oder aus dem Garten holt, der darf nur an Stellen ernten, wo keine Wildkaninchen gesichtet werden. Das gilt sogar ganz allgemein, um sich nicht Kokzidien oder anderer Krankheiten und Parasiten ein zu schleppen. Wenn die Kaninchen frei laufen, dann nur an Stellen, an denen keine Wildkaninchen erwartet werden. Diese, Neuzugänge, Frischfutter oder auch Schmutz an den Schuhen sowie gebrauchtes Zubehör/Stallungen für Kaninchen sind typische Infektionswege.
Neben der Hygiene soll darauf geachtet werden, dass die Kaninchen viel Freilauf zum hoppeln haben. Kokzidiose wird dadurch effektiv verhindert, da der Kaninchendarm durch die Bewegung besser arbeitet und die Kokzidien sich schlechter halten können. Da Kaninchen auf Stress empfindlich reagieren, dürfen sie nicht durch die Wohnung oder den Garten gejagt werden. Der Raum kann nur angeboten werden, hoppeln müssen die Kaninchen von alleine – der Halter kann sie spielerisch dazu ermutigen.
Was der Kaninchenhalter wissen soll Wer neben den Kaninchen noch andere Haustiere wie Katzen und Hunde hält, der soll bei einer Kokzidiose beim Kaninchen auch diese anderen Haustiere beobachten und im Zweifelsfall untersuchen lassen. Leider können Kaninchen-Kokzidien auch andere Tiere befallen und können diesen Schaden. Wenn Hund und Katze parallel zum Kaninchen Durchfall haben, wäre dieses ein sehr alarmierendes Zeichen.
Kokzidien befallen viele Tiere und selbst den Menschen – aber meist sind es nur wenige Arten, die ein Tier befallen. Beim Menschen sind nur zwei Arten zu erwarten, womit Kaninchen Kokzidien für den Menschen keine Gefahr darstellen.
Neben der normal verlaufenden Kokzidiose, die bei schwerem Verlauf innerhalb von Tagen tödlich enden kann, gibt es noch die sogenannte Septikämie als gefährliche Komplikation. Die Kokzidien werden durch die Darmwand in das Blut aufgenommen und verteilen sich im ganzen Organismus. Die Septikämie kann dann leider innerhalb von wenigen Stunden zum Tod vom Kaninchen führen.
Die Vermehrung von Kokzidien Kokzidien sind parasitäre Einzeller, die als Oozysten über den Kot befallener Tiere aufgenommen werden. In diesem sind nur die Sporen der Kokzidien enthalten, die nach der Aufnahme im Darm frei gegeben werden. Entweder sie suchen sich hier, oder in der Leber Wirtszellen, die sie durch die ungeschlechtliche Vermehrung zerstören. Dabei entstehen jedoch Geschlechtszellen, die wiederum Oozysten bilden, die über den Kot ausgeschieden werden. Hier gibt es die ausführlichere Schilderung.
Diese Oozysten sind leider robust und werden von den Wirtstieren zahlreich ausgeschieden. Da sehr viele gesunde Kaninchen und vor allem Wildkaninchen Kokzidien unmerklich beherbergen, ist die Gefahr einer Infektion sehr hoch. Bei gesunden Tieren halten sich die Kokzidien, die Kokzidiose bricht jedoch nicht aus und die Halter sehen es den Tieren nicht an. Sind diese Kaninchen doch einmal gestresst, geschwächt oder kommen mit jungen sowie gestressten, geschwächten und alten Kaninchen zusammen, dann ist das sehr gefährlich.
Da befallene Kaninchen ihren eigenen Kot fressen, infizieren sie sich laufend selber und erhalten damit ihren unmerklichen Befall mit Kokzidien.
Gesunde Kaninchen in guter Haltung Ob es sich um Kokzidien oder andere Parasiten handelt: Gute sowie hygienische Haltungsbedingungen sind entscheidend für vitale Kaninchen. Frischfutter ist sehr wichtig und soll selbst im Winter täglich vorhanden sein. Bei der Beschaffung auf Wiesen oder im Garten soll sehr darauf geachtet werden, dass an diesen Stellen keine Wildkaninchen Krankheiten und Parasiten über das Frischfutter verbreiten können. Bei einem Freilauf in Außenhaltung wären die Bereiche, in denen Wildkaninchen gesichtet oder vermutet werden, zu meiden.
Frischfutter und anderes Futter soll auf eine Weise gegeben werden, dass es sich nicht mit Kaninchenkot mischt. Wenn Kaninchen Durchfall haben, ist für diese Zeit die Hygiene zu intensivieren, da klebriger Kot schnell an den Läufen hängen bleibt und verteilt wird.
Wer keine Desinfektionsmittel einsetzen will und nicht mit großen Mengen kochendem Wasser hantieren möchte, der kann eine Dampfente oder einen Heißdampfstrahler verwenden, der destilliertes Wasser verdampft und selbst in kleinen verwinkelten Ecken punktuell abgibt. Wer das Kaninchenklo entleert, der hat es innerhalb von Minuten mit Heißdampf desinfiziert, nach einem weiteren Moment ist es wieder trocken und kann mit neuem Einstreu zurück gestellt werden. Auch Holzteile, Näpfe oder Dekoelemente können mit Heißdampf desinfiziert werden. Die Kaninchen sollen vom Heißdampf natürlich nichts abkriegen, womit man alles mit in den Nebenraum oder das Badezimmer nimmt. Gelegentlicher heißer Wasserdampf an den entscheidenden Stellen wird die Hygiene in der Kaninchenhaltung zumindest vereinfachen, womit die lieben Tiere mit etwas Glück alt werden.

 

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Stand  08.2023              

 

                                                                                 UPDATE meiner Seite 17.08.2023